Einmal Royal, immer Royal!

Das Jahr 2021 wird dem Rüsselsheimer Roll- und Schlittshuh-Club noch lange in Erinnerung bleiben. Neben den Feierlichkeiten zu unserem 60. Vereinsjubiläum freut sich auch die Inlinehockey-Abteilung über einen großen Meilenstein. Seit mittlerweile 25 Jahren sind unsere Puckjäger nun aktiv. Wir begeben uns auf eine Zeitreise.

25 Jahre Royals-Hockey sind schon eine gigantisch lange Zeit. Auf unserer traditionsreichen Rollschuhbahn, die übrigens in den 1930er Jahre eingeweiht wurde und von den Hockeyspielern heute liebevoll Royals-Dome genannt wird, haben sich so viele unvergessliche Dinge abgespielt. In all diesen Jahren fanden zahlreiche Heldengeschichten Einzug in die Vereinschroniken, die auch heute noch gerne von den älteren Spielern erzählt und damit an die jüngere Rüsselsheimer Inlinehockey-Generation weitergegeben werden, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

 

Es war Mitte der 1990er Jahre, als aus einer idealistischen Idee eine feste Tradition wurde. Gerade hatte sich unter dem Dach des Rüsselsheimer Roll- und Schlittschuhclubs eine neue Sparte gegründet. Der Verein, der sein Hauptaugenmerk bislang auf Eisstockschießen und Rollkunstlauf gelegt hatte, verfügte nun auch über eine Inlinehockey-Abteilung. Zu diesem Zeitpunkt steckte diese Sportart in Deutschland noch in den Kinderschuhen, war ein Nebenprodukt der Trendsportart Inline-Skaten, die Anfang der 1990er Jahre über den großen Teich schwappte und zahlreiche Menschen in ihren Bann zog.


Pioniere mit Hockeyschlägern


Getrost darf man im Rückblick den Ausdruck Pioniere verwenden, um die ersten Gehversuche der RRSC-Akteure in dieser Disziplin zu beschreiben. Das bemerkte man bereits auf den ersten Blick. Die Heimspielstätte am Sommerdamm verfügte anfänglich noch über keine hockeyspezifische Bande. Stattdessen begrenzten gut fünfzehn Zentimeter hohe Holzlatten das Spielfeld, darüber befand sich ein Rundlauf aus Eisen — die pure Verletzungsgefahr. Andauernd mussten Pausen eingelegt werden, wenn der Puck über die viel zu kleine Bande geschossen wurde. Das schreckte den ersten Jahrgang der Opelstädter allerdings nicht davon ab, der neuen Leidenschaft zu frönen, auch wenn der eine oder andere Knochen dabei zu Bruch ging.


Schnell kamen auch einige Eishockeyspieler hinzu, die damit die Gelegenheit nutzten, sich abseits der kalten Jahreszeit fitzuhalten. So konnten diese Spieler ihrem Hobby auch in den Sommermonaten nachgehen, nur eben nicht auf Kufen, sondern auf Rollen. Dieser Umstand trug dazu bei, dass sich die Randsportart Inlinehockey in der Folgezeit auch als fester Bestandteil in der deutschen Sportlandschaft etablierte.


Kein Wunder, dass die Rüsselsheimer Hockeygemeinde immer größer wurde. Im Frühling 1996 trafen sich regelmäßig mehr als ein Dutzend Spieler am Sommerdamm, um dem Puck nachzujagen. Im April des gleichen Jahres trugen die Royals in der neu organisierten HIRV-Hessenliga (Hessischer Roll- und Inliner- Verband) ihre Premieren-Spiele aus.

 

Das erste RRSC-Team, das damals mit Spielern wie Krzysztof Bielski, Mario Viggiani oder Andreas Blank antrat, maß sich mit neun anderen Mannschaften aus dem Rhein-Main-Gebiet. So kreuzten Teams wie Tollwut Ebersgöns, der Mainprimaten-Vorgänger Frankfurt Skyliner oder die Neu-Isenburg Crows am Sommerdamm auf. Auch die ersten Spiele gegen Hanau, die bis heute zu den Gegnern der Royals zählen, wurden zu diesem Zeitpunkt bereits ausgefochten. Meister wurden am Ende die Spieler aus der Brüder-Grimm-Stadt, die damals mit dem Beinamen Lobster (Heute RECoons) um Punkte kämpfen.

1997: Ausswärtsspiel der Royals in Hanau. Foto: Verein
1997: Ausswärtsspiel der Royals in Hanau. Foto: Verein

In den kommenden Jahren waren die Rüsselsheim Royals fester Bestandteil der Inlinehockey-Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet. 1997 schafften es die Königlichen« erstmalig ins Halbfinale der Play-Offs, zogen im Duell mit dem späteren Meister aus Neu-Isenburg allerdings den Kürzeren.

 

Erinnerungswürdig bleibt vor allem das erste Play-Off-Spiel 1997, als die Royals auswärts zu einem Achtungserfolg kamen und die haushoch überlegenen Crows in der Verlängerung knapp mit 9:8 schlugen. Bert Klumpen erzielte damals den entscheidenden Treffer für Rüsselsheim. Am Ende wurden die Crows ihrer  Favoritenrolle allerdings gerecht und beendeten den Rüsselsheimer Finaltraum. Beim Saisonabschluss gelang es den Opelstädtern, das Spiel um den dritten Platz gegen die Frankfurt Skyliner für sich zu entscheiden. Damit ging die Spielzeit 1997 erfolgreich zu Ende.


Der Hockey-Standort Rüsselsheim florierte in diesen Jahren. 1998 meldete der RRSC gleich zwei Teams für den Spielbetrieb an. Aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet gesellten sich Spieler hinzu. Die Teamfarben veränderten sich, auch das Logo wurde überarbeitet. Ein gekrönter Totenkopf zierte das Jersey, das in einem satten Türkis erstrahlte. In diesen Farben führte die Reise neben dem Alltag in der Hessenliga auch an entlegene Orte, beispielsweise nach Kiel, wo der RRSC nach einer schlaflosen Anreisenacht im Bus in einer Turnhalle eine satte 1:11-Pokalniederlage kassierte und wenige Stunden darauf mit viel Frust im Gepäck zurück in die Opelstadt fuhr. Ende der 1990er Jahre wurde die erste richtige Bande angeschafft. Zwar noch viereckig ohne abgerundete Ecken und aus Holz, aber immerhin eine große Verbesserung.


Im Jahr 2000 wollten die Royals hoch hinaus, kämpften sogar in der ersten Bundesliga um Punkte, kehrten aber recht schnell wieder zurück in die IHL-Hessenliga. Im Jahr 2002 schaffte es Rüsselsheim in den Play-Offs wieder einmal bis ins Halbfinale. Der Traum, endlich ein Finale absolvieren zu dürfen, sollte jedoch erneut nicht in Erfüllung gehen.


Danach wurde es ruhig um die Truppe vom Sommerdamm. Das lag auch daran, dass die Mannschaft in dieser Phase den ersten größeren Umbruch ihrer noch jungen Vereinsgeschichte erlebte. Altgediente Spieler gingen von Bord. Eine neue Riege nahm deren verwaiste Plätze ein — und die vielen Zugänge brauchten natürlich eine Weile, bis sie sich zu einer Einheit formierten. Kein Wunder, dass es in dieser Phase die eine oder andere vernichtende Niederlage zu Verdauen gab. Zu Beginn des Jahres 2004 standen nach den ersten drei Spielen null Punkte auf dem Konto — und das bei einem Torverhältnis von 9:83. Schlussendlich verloren die Royals in jenem Horrorjahr zahlreiche Spiele. Eine rabenschwarze Serie, die an den Nerven zerrte.


Freunde auf Rollen


Das schreckte das damalige Team allerdings nicht davon ab, das Visier hochzuklappen und einfach weiterzumachen. Unmengen von Gegentoren pflasterten den Weg der Rüsselsheimer Hockeyspieler, und doch hatte diese Zeit eine ganz spezielle Magie. Die Royals wuchsen zu einer festen Einheit zusammen, die auch abseits des Feldes gemeinsam unterwegs war und viele heitere Stunden verlebte, zu Hockeyturnieren fuhr oder sich oft an der Spielstätte zusammenfand, wenn es etwas zu feiern oder zu reparieren gab, oder einfach aus Spaß an der Freude. Der Begriff »Generation Platz« wurde geboren. Mag sein, dass der auch heute noch allgegenwärtige Royals-Geist, der aus zweierlei Dingen besteht, nämlich aus Freund- und Kameradschaft, während dieser Phase geboren wurde. Spieler wie Andreas Vey, Sebastian Raab, Patrick Fünkner, Holger Steuerwald, Bernd Gollan oder Thorsten Michel, um nur einige davon zu nennen, haben diese Ära geprägt und damit dem gesamten Verein das gewisse Etwas verliehen. Ein neues Aussehen wurde der Spielfläche zuteil, die Bande wurde in den Ecken mit Rundungen versehen, so dass man nun über perfekte Bedingungen verfügte.

Krzysztof Bielski erklärt die Spiel-Strategie. Foto: Verein
Krzysztof Bielski erklärt die Spiel-Strategie. Foto: Verein

In der Folgezeit kehrten die Royals in die Erfolgsspur zurück. Es sollten allerdings noch einige weitere Jahre ins Land ziehen, bis die Umstrukturierung endgültig abgeschlossen war und sich die »Königlichen« die Krone aufsetzen durften.

 

Im Jahr 2007 war es endlich soweit: Am Ende der Spielzeit hielten die Royals erstmalig in der HIHL (Hessische Inlinehockey-Liga) den Siegerpokal in den Händen.

 

Kein anderes Team war in dieser Saison besser als die Mannschaft mit dem Totenschädel auf der Brust. Gerade für die Haudegen im Team, allen voran wären da Vereinsikone Krzysztof Bielski, Hendrik Fichtner und Andreas Blank zu nennen, war dieser Erfolg das Ende einer langen Reise, die zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als zwölf Jahre gegangen war. Es war der Beginn einer Ära, in der die Royals häufig ein Wörtchen mitzureden hatten, wenn es um die Meisterschaft ging. 2009 holte der RRSC den nächsten Titel. Ein weiteres Mal lag die Mannschaft am Ende der HIHL-Saison ganz vorne.


Sechs glorreiche Halunken


Im Jahr 2013 kam das Team wieder zu Meisterehren— und das auf eine Art und Weise, über die auch in der Gegenwart noch an so manchem Abend im Vereinsheim geschmunzelt wird, wenn die Spieler über vergangene Duelle sinnieren. Im Finale der Landesliga hieß der Gegner Nordhessen Hornets. Die Zuschauer im Sportkomplex Baunatal staunten nicht schlecht, als das RRSC-Team das Feld betrat. Mit gerade einmal fünf Feldspielern und einem Torwart bestritten die Royals das Finale.


Dazu kam noch ein weiterer Rückschlag: Einer der Rüsselsheimer Protagonisten hatte dummerweise seine Handschuhe vergessen, daher mussten die Spieler bei jedem Wechsel einen Tausch vornehmen. Zudem wurde während der Partie eine Spieldauer- plus eine Disziplinarstrafe gegen die Royals verhängt. Weil die Rüsselsheimer keinen Ersatzspieler mehr zu Verfügung hatten, um die Strafbank aufzufüllen, mussten sie dann fatalerweise auch noch zehn Minuten lang in Unterzahl agieren. Da war die Niederlage für den abgerissenen Haufen aus der Opelstadt eigentlich schon vorprogrammiert. Aber nicht mit den Royals: Die glorreichen Halunken schafften das Unmögliche und entschieden das Finale für sich. Am Ende gab es Standing Ovations vom Publikum — und der Siegerpokal wanderte nach Südhessen. Ein kurioser Erfolg, der in den Vereinschroniken einen festen Platz innehat. Im Jahr darauf schrammten die Royals haarscharf an der Titelverteidigung vorbei und wurden schlussendlich Vizemeister.

 

Verein gerettet und wieder voll durchgestartet

Seit seinem sechzehnten Lebensjahr im Verein: Janik Schwedler. Foto: Swoboda
Seit seinem sechzehnten Lebensjahr im Verein: Janik Schwedler. Foto: Swoboda

Danach wäre die Inlinehockeygeschichte unseres Vereins beinahe zu Ende gegangen. 2015 herrschte großer Spielermangel in Rüsselsheim, was die Verantwortlichen dazu zwang, die Mannschaft vom Ligaspielbetrieb abzumelden. Da drohte dem Verein das endgültige Aus, doch aktuelle Spieler wie Tim Bornhausen, und Benjamin Groß wendeten die drohende Katastrophe glücklicherweise ab. Sie formierten eine neue Mannschaft und meldeten die Truppe Anfang 2016 für die IHD-Landesliga (Inlinehockey-Deutschland), 2017 stieg das Team dann in die Oberliga auf, der höchsten hessischen Spielklasse in jener Zeit. Ein großer Erfolg und gleichzeitig auch der Lohn für die erfolgreich gestaltete Neuaufstellung des Teams.


Im Jahr 2018 ging man neue Wege und startete in der Rhein-Main-Hobby-Liga. Zum Abschluss der Spielzeit grüßte der RRSC von der Tabellenspitze und feierte damit die Meisterschaft, doch dieser Titel hatte eher einen inoffiziellen Charakter. Seit 2020 sind die Opelstädter in der neuen Pro Roller Hockey Liga aktiv und spielen in der Division Hessen.


Damit sind die Royals auch nach 25 Jahren ein fester Bestandteil der hessischen Hockeyszene. Wie sagte Keeper Stefan D’Anna einst noch so schön? «Einmal Royal, immer Royal». Ein Leitsatz, der mindestens zehn Jahre alt ist, aber bis heute für den Zusammenhalt der Spieler steht, die am Rüsselsheimer Sommerdamm der Hockeyscheibe nachjagen. Ein Royal zu sein, geht noch immer unter die Haut, wie die Wade unseres langjährigen Kapitäns und Trainers  Janik Schwedler eindrucksvoll demonstriert. Seit einiger Zeit prangt darauf eine Abwandlung des Royals-Logos.


Und damit endet unsere Reise durch die Geschichte der Royals. Es waren wunderbare und mitreißende Jahre. Wir sind gespannt, was die Zukunft für uns bereithält und bedanken uns bei allen Spielern, die für unseren Club aktiv sind oder waren.  Ihr alle seid Teil der RRSC-Familie. Let's go Royals! #swo


Mannschaftsfotos aus 25 Jahren Royals-Hockey