Royals vs. Egelsbach: Mal wieder Nervenkitzel

Rüsselsheim und Egelsbach lieferten sich in der Vergangenheit zahlreiche denkwürdige Schlachten. Foto: RRSC
Rüsselsheim und Egelsbach lieferten sich in der Vergangenheit zahlreiche denkwürdige Schlachten. Foto: RRSC

Rüsselsheim gegen Egelsbach war viele Jahre lang eine der traditionsreichsten Ansetzungen in der Hessenliga. Beide Teams sind Gründungsmitglieder der Liga und standen sich daher schon oftmals gegenüber. Die Duelle waren seit jeher geprägt von großem Kampf, Einsatzwillen und viel Leidenschaft. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich zwischen diese beide Mannschaften auch häufig harte Szenen abspielten. Schlägereien, dabei sprangen Spieler auch mal über die Bande, um ihren Kontrahenten einen Faustschlag zu versetzen, eine hohe Anzahl an Strafminuten sowie ein gesundes Maß an Härte waren keine Seltenheit. Anders formuliert: Es gab immer ordentlich was auf die Glocke.

 

Gigantische Nachfrage

 

Am 17.07.2004 musste Rüsselsheim mal wieder gegen Egelsbach ran. Schon eine Woche vor der Partie meldete die Geschäftsstelle der Rüsselsheim Royals das Stadion für ausverkauft. 25.000 Tickets waren abgesetzt worden, tausende Karten davon gingen nach Egelsbach. Aufgrund der überdimensional hohen Nachfrage hätten die Royals rund 20.000 weitere Karten verkaufen können. „Das ist eine unglaubliche Zahl, nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir solch eine Begeisterung für eine Pionier-Sportart wie Inline-Hockey ausgerechnet“, kommentierte Präsident Thorsten Michel das Geschehen und versprach im Anschluss daran, das Schwimmbadgelände neben dem Hockey-Stadion mit einer Videoleinwand auszustatten, um den leer ausgegangenen Schlachtenbummlern die Möglichkeit zu geben, das Spiel live verfolgen zu können. Nach der Installation der Leinwand zogen die Fan Clubs „Berndster THE CAMPER Gollan“ und  „Die Unentwegten“ am frühen Mittwochmorgen auf dem Schwimmbadgelände ein und erwarteten während eines umfangreichen Programms, Autogrammstunden, aktuelle Kinofilme und Live-Auftritte lokaler Bands zählten zur Show, voller Vorfreude das Spiel gegen die Crows. Der Egelsbacher Helmut Schulz sorgte mit einem Karaoke-Wettbewerb zusätzlich für Furore. Auch zahlreiche Auswärts-Fans waren bereits vertreten. Das Kommando Hessel", mit rund 800 Hardcore-Mitgliedern übrigens die größte Crows-Fangruppierung, mischte sich unter die Royals-Anhängerschaft. Bis zum späten Freitagabend hatten sich mehr als 30.000 Menschen auf dem Platz versammelt und feierten gemeinsam eine gigantische Party.

 

1. Viertel (2:1)

 

Und dann hatte das Warten endlich ein Ende. Samstag-Mittag Stadionzeit. Die Sonne lachte über Rüsselsheim, während die Gladiatoren die Arena betraten. Rüsselsheim vs. Egelsbach, Südhessen-Kracher.

 

Der RRSC, der von tausenden Anhängern nach vorne gepeitscht wurde, war von Beginn an hellwach und ging mit viel Schwung in die Partie. Rüsselsheim agierte aus einer gut gestaffelten Abwehr heraus, kontrollierte das Spiel und entwickelte einen erstaunlichen Offensivdrang. Die Crows, die in Bestbesetzung angetreten waren, hatten gleich richtig viel zu tun. Nach neun Minuten durften die Anhänger der Royals zum ersten Mal jubeln. Nach großem kämpferischen Einsatz des Rüsselsheimer Spielers Oliver Rose landete der Puck plötzlich bei RRSC-Legende Krzysztof Bielski, der die Scheibe dann mit einem wuchtigen Schlagschuss in die Maschen hämmerte. Die Crows schüttelten sich kurz und reagierten mit wütenden Kontern auf den Rückstand. Mit aller Kraft versuchte Egelsbach den Ausgleich zu schaffen, doch Royals-Goalie Christian Lindemann erwies sich häufig als Retter in der Not und zeigte dabei die eine oder andere Glanzparade. Für Egelsbach kam es dann knüppeldick. Während das gegenerische Tor wie vernagelt zu sein schien, klingelte es im eigenen Kasten. In der 13. Minute erzielte Rüsselsheim nach einem Konter, der von Patrick Fünkners traumhaften Alleingang gekrönt wurde, das 2:0. Das Stadion glich einem Tollhaus, die Anhänger der Royals sangen Spottlieder auf den amtierenden Hessenmeister aus Egelsbach. In diesem Moment fasste sich Crows-Stürmer Sven Becker ein Herz und brachte die Rüsselsheimer Anhänger mit seinem ersten Treffer des Tages kurzzeitig zum Verstummen. So endete das erste Viertel mit einer 2:1-Führung für den RRSC.

 

2. Viertel (0:2)

 

Im zweiten Viertel schalteten die Crows einen Gang hoch. Rüsselsheim wurde in die Defensive zurückgedrängt und kassierte dann auch prompt den Ausgleich. Es dauerte in der Folgezeit nicht lange, bis die Egelsbacher Fans erneut die Arme in die Höhe rissen. Als die Rüsselsheimer Spieler Bielski und Timo Reichard in der Kühlbox saßen, erzielte Jan Nissen in der 33. Spielminute das 2:3 aus Sicht der Royals.

 

3. Viertel (2:1)

 

Nach dem Wiederanpfiff fanden die Rüsselsheim Royals zurück in die Spur. Der RRSC war in dieser Phase ebenbürtig, verzückte seine Fans mit schönen Kombinationen und fand immer wieder Lücken in der Egelsbacher Abwehr. Einzig und allein ein Treffer blieb den Royals verwehrt — und das wurde eiskalt bestraft. Wieder einmal war es Becker, der die Scheibe zum 2:4 ins Tor bugsierte. Die Opelstädter ließen sich davon aber nicht beeindrucken und schlugen nur wenige Minuten später zurück: In der 36. Minute erzielte Andreas Blank das 3:4. In der 40. Minute erhielt Royals-Stürmer Andreas Vey ein Zuspiel von Verteidiger Sebastian Raab. Flink leitete er die Scheibe weiter zum freistehenden Stefan Swoboda, der keine Mühe mehr hatte und den Puck im Kasten versenkte. Damit waren die Karten neu gemischt. Mit einem 4:4 -Zwischenstand ging es in die letzte Pause.

 

4.Viertel (0:3)

 

Schiedsrichter Mario Viggiani, an diesem Tag wurden beinahe alle Inline-Koryphäen aus Südhessen am Sommerdamm gesichtet, hatte das letzte Viertel gerade angepfiffen, als Egelsbach die Weichen auf Sieg stellte. Crows-Ikone Nissen, der an diesem Tag eine bärenstarke Leistung abrief, gelang direkt der Treffer zum vorentscheidenden 5:4. In Unterzahl schnappte er sich die Scheibe, enteilte seinen Gegnern und verlud Royals-Goalie Bernd Gollan, der mittlerweile für Lindemann in die Partie gekommen war.

 

Doch damit nicht genug: In der 52. Spielminute folgte das 4:6 aus Royals-Sicht. Während im Egelsbacher Fanblock Pyrotechnik zum Einsatz kam, stürmte die Royals-Anhängerschaft zu den Bierständen, um sich den Frust wegzuspülen. Auf dem Feld war der Drops zu diesem Zeitpunkt bereits gelutscht. Statt weiter zu spielen, kamen nun die Fäuste zum Einsatz. Namen werden nicht genannt, gesichert ist jedoch, dass sich die Egelsbacher Nummer 89 mit Rüsselsheims Nummer 14 eine Keilerei lieferte.

 

Schiedsrichter Viggiani dokumentierte sämtliche Regelverstöße peinlich genau und schickte dann auch den einen oder anderen Spieler vorzeitig zum Duschen. Sportlich ging danach nichts mehr. Beide Teams konzentrierten sich nur noch darauf, so wie es eigentlich stets bei dieser Ansetzung der Fall war, dem gerade in der Nähe stehenden Gegenspieler noch einen mitzugeben. Da gab es dann einige sehenswerte Stockschläge und Bandenchecks zu bestaunen. Verletzt hat sich dabei glücklicherweise niemand.

 

Egelsbachs Dirk Heidl erzielte dann irgendwann noch den Treffer zum finalen 4:7-Endstand. Danach hallte die Schlusssirene durch das weite Rund des Stadions — und schon war dieser ewig junge hessische Hockey-Klassiker um eine denkwürdige Partie reicher.

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