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Rückblick: Die Hessenliga-Saison 1997

Kaum zu glauben, dass seit der Spielzeit 1997 bereits zwanzig Jahre ins Land gezogen sind. Der Jahreswechsel ist genau der richtige Zeitpunkt, um an die Tage zu erinnern, in denen die Rüsselsheim Royals in der damals noch jungen Sportart Inlinehockey mitmischten und bereits in der Hessenliga um Punkte kämpften. Stefan Swoboda, der damals schon mit von der Partie war und mit Feuereifer die Spielberichte hortete, hat ein wenig in seinem Archiv gegraben und das eine oder andere Schmankerl dabei entdeckt. Eine Reise in die Vergangenheit.

Rüsselsheim Royals
Schwarze Krone, weißes Trikot: So liefen die Royals 1997 auf.

Wer heute in Assenheim oder dem Sportkomplex Baunatal auf dem blau schimmernden Sports-Court-Belag unterwegs ist, wird sich mit den Bedingungen des Jahres 1997 nur schwer anfreunden können. Schaut man sich Bilder aus dieser Zeit an, kommt einem sofort das Wort Verletzungsgefahr in den Sinn — und doch bereiteten die Jungs, die damals schon der Leidenschaft Hockey frönten, der heutigen Spieler-Generation den Weg. Zumindest ein wenig.

 

Auf Plätzen, die teilweise nicht einmal über eine ordentliche Bande verfügten, wurden die Spiele ausgetragen. Für den einen oder anderen Spieler hatte das üble Folgen. Dennoch ließen sich die Protagonisten dieser Zeit nicht davon abbringen, Woche für Woche zu trainieren, oder auf irgendeinem Spielfeld im Rhein-Main-Gebiet um Punkte zu kämpfen.

 

Die Rüsselsheim Royals waren zu diesem Zeitpunkt in der IHL-Hessenliga gemeldet. Vor der Saison begrüßte der RRSC rund ein halbes Dutzend Neuzugänge in seinen Reihen. Die Mannschaft wurde schlagkräftiger und ging optimistisch in das neue Jahr.

 

Mitte April (13.04.) startete das Team am heimischen Sommerdamm in die Saison 1997. Der Terminkalender bescherte den Südhessen zum Auftakt ein Heimspiel. Gegner waren die Frankfurt Blackknights. Gegen das nordamerikanisch geprägte Team rechneten sich die Royals wenige Chancen auf einen Sieg aus — am Ende sollten sich die Hausherren allerdings knapp mit 6:4 durchsetzen. Die Treffer von Krzysztof Bielski, Neuzugang Stefan Swoboda (je 2), Sascha Pries und Andreas Blank machten den Auftaktsieg perfekt. Einziger Wermutstropfen war die schwere Verletzung eines Gegenspielers, der nach einem unglücklichen Zweikampf durch den Rundlauf an der Bande katapultiert wurde und sich den Oberarm brach. 

 

Wenige Tage (20.04.1997) später stand ein Kräftemessen mit den Neu-Isenburg Crows auf dem Programm. Gegen die Krähen konnten die Royals am Sommerdamm zwar lange mithalten. Dennoch reichten die insgesamt vier Tore, Bielski und Swoboda trafen erneut doppelt, nicht aus. Am Ende musste der RRSC mit 4:7 die Segel streichen. Das Team ließ sich von dieser Niederlage allerdings nicht aus der Bahn werfen. Noch im April gab es die Möglichkeit, beim Auswärtsspiel gegen die zweite Mannschaft der Hanau Lobsters zurück in die Erfolgsspur zu kehren. Die Aufgabe in der Hanauer Halle meisterten »die Königlichen» mit Bravour. Die Partie verkam zu einem Rüsselsheimer Sturmlauf, der mit einem 23:4-Kantersieg endete. Erfolgreichster Punktesammler an jenem denkwürdigen Tag war der Rüsselsheimer Stürmer Swoboda, der gleich sechs Treffer zum Sieg beisteuerte. Bert Klumpen gelangen vier Tore, Bielski, Michael Schwabe und Björn Henning erzielten einen Hattrick. Mario Viggiani, dem eine Bude verwehrt blieb, legte seinen Teamkollegen sechsmal die Scheibe zum Torerfolg auf. Das nächste Ausrufezeichen setzte der RRSC Anfang Mai in der Wetterau. Im Vergleich mit Tollwut Ebersgöns, dem späteren Meister, behielten die damals noch in einem schwarz-weißen Dress auflaufenden Rüsselsheimer mit einem 12:10-Auswärtserfolg die Oberhand. Swoboda (3), Sebastian Uentz, Bielski, Thomas Kraus, Daniel Wudtke (je 2) sowie Schwabe sicherten dem RRSC den Sieg.

 

Niederlage in der Dunkelheit

 

Nach kurzer Verschnaufpause ging es an einem Mittwochabend (07.05.1997) erneut nach Hanau, wo es zum ersten Duell mit den Groß-Auheim Piranhas kam. Die viel zu spät angepfiffene Partie wurde nach Einbruch der Dunkelheit zugunsten der Heimmannschaft entschieden. Auf dem finsteren Platz, ein Flutlicht war damals nicht vorhanden, gerieten die Royals kurz vor Schluss auf die Verliererstraße. So landete ein vermeintlich harmloser Schuss im RRSC-Gehäuse. Keeper Mark Waldecker hatte die Scheibe noch nicht einmal gesehen. Am Ende setzte es eine ärgerliche 5:6-Niederlage, die von minutenlangen Diskussionen begleitet wurde. Der RRSC drängte auf ein Wiederholungsspiel. Diesem Ansinnen wurde jedoch nicht stattgegeben. So blieb den Rüsselsheimer Verantwortlichen nichts anderes übrig, als die Niederlage zu akzeptieren und das kuriose Spiel abzuhaken. Weiter ging die Royals-Reise durch die Hessenliga-Saison 1997 mit einem Heimspiel gegen Bad Homburg. Am Ende einer spanungsarmen Begegnung siegten die Gastgeber mit 7:0. Goalie Mark Waldecker hielt zum ersten Mal seinen Kasten sauber. Für den RRSC waren Uentz, Bielski, Swoboda (je 2) und Schwabe erfolgreich.

 

Anfang Juni kreuzten die Frankfurt Skyliners am Sommerdamm auf. Für einige Rüsselsheimer Spieler hatte das Match gegen die alten Kollegen schon einen besonderen Charakter. Entsprechend nervös waren Uentz, Swoboda oder Kraus, die allesamt vor der Saison aus Frankfurt zum RRSC gestoßen waren, vor dem ersten Bully. Mag sein, dass sich diese Empfindungen während der Partie auf das komplette Team übertrugen. Anders lässt sich die hohe Niederlage, die der RRSC an diesem Tag gegen gut aufgelegte Skyliner kassierten, kaum erklären. Die Jungs aus der Mainmetropole dominierten das Match nach Belieben und schossen die Royals regelrecht ab. Gleich mit 1:8 ging das Spiel verloren. Viggiani gelang immerhin noch der Ehrentreffer..

 

Rüsselsheim geriet nach diesem deprimierenden Auftritt in eine Mini-Krise. Am07.06.1997 mussten die Royals zuhause gegen Ebersgöns ran — und die Mannschaft aus der Wetterau revanchierte sich für die Heimniederlage aus dem Vormonat. Am Ende einer intensiven Partie, in der Tore wie am Fließband fielen, kassierten die Opelstädter eine 8:10 Niederlage. Für Rüsselsheim trugen sich an jenem Tag Klumpen, Swoboda, Wudtke (je 2), Florian Kirch und Verteidiger Schwabe in die Torschützenliste ein.

 

Festspiele gegen die Krähen

 

Damit geriet der zweite Platz, der in den Play-Offs das Heimrecht sicherte, für die Royals außer Sichtweite. Zwar feierte Rüsselsheim in den letzten drei Spielen noch zwei Siege. An den Frankfurt Skyliners, die den dritten Tabellenplatz hartnäckig verteidigten, gab es allerdings kein Vorbeikommen mehr. Nach der Vorrunde rangierte der RRSC auf dem vierten Tabellenplatz — und musste gegen Neu-Isenburg ran.

 

Es war eine Serie (»Best-of-three«-Modus), die es in sich hatte. Das merkte man bereits im ersten Spiel, das auf dem Egelsbacher Hockeyplatz ausgetragen wurde. Nach sechzig hektischen Minuten, in denen sich beide Mannschaften nichts schenkten und dabei oft am Rande der Legalität agierten, stand es 9:9. Mit diesem Zwischenstand ging es in die Verlängerung. In beiden Lagern herrschte zu diesem Zeitpunkt höchste Anspannung. Kein Wunder, schließlich konnte sich schon der nächste Fehler als tödlich erweisen. Entsprechend nervös agierten die konkurrierenden Teams in dieser Phase. Einer behielt jedoch die Nerven — und glücklicherweise trug dieser Spieler eine Krone auf der Brust: Als Peter Klumpen, der von seinen Teamkollegen stets Bert gerufen wurde, zum erlösenden 10:9-Endstand traf, kannte der Jubel auf Rüsselsheimer Seite keine Grenzen mehr. Während die Krähen frustriert in der Kabine verschwanden, lagen sich die Rüsselsheimer Hockeycracks in den Armen. Mit diesem Erfolg im Gepäck glaubten fast alle Royals-Spieler an den Einzug ins Finale.

 

Doch es sollte anders kommen. Nach der unerwarteten Niederlage besann sich das Team aus Neu-Isenburg und lieferte im zweiten Match der Serie eine bärenstarke Leistung in Rüsselsheim ab. Überschattet wurde die Partie von einer Massenkeilerei, bei der fast sämtliche Spieler beider Mannschaften mitmischten. Schiedsrichter Joachim Katzmann, der die Partie damals leitete, fiel dabei fast die Trillerpfeife aus dem Mund. Es dauerte einige Minuten, ehe das Spiel endlich fortgesetzt werden konnte. Das genaue Ergebnis ist dummerweise nicht überliefert. Fest steht jedoch, dass die Crows die Serie ausglichen. Ganz nebenbei waren spätestens zu diesem Zeitpunkt einige »handfeste« Freundschaften geknüpft worden, die auch in den folgenden Jahren Bestand haben sollten.

 

Damit ging es wieder zurück ins gut 18 Kilometer entfernte Egelsbach. Vorweggenommen: Der RRSC hätte sich die Fahrt sparen können. Angeführt von Spielern wie Sven Becker, Nils Thalhäuser oder Dirk Heidl setzten sich die Krähen im entscheidenden dritten Spiel endgültig durch und warfen den RRSC aus dem Wettbewerb. Der Meistertitel blieb Neu-Isenburg in diesem Jahr allerdings verwehrt. Im Finale, dessen entscheidendes Spiel Ende Oktober beim Hessenliga-Showdown in Hanau ausgetragen wurde, mussten sich die Krähen der Mannschaft aus Ebersgöns geschlagen geben. Erst im Jahr darauf sollte Neu-Isenburg zu Meistehren kommen.

 

Penalty-Schießen in Hanau

 

Auch die Royals mussten in der Gebrüder-Grimm-Stadt noch einmal ran. Im kleinen Finale ging es gegen die Skyliners um den dritten Platz. Lange Zeit rannte Rüsselsheim dabei einem Rückstand hinterher. Kurz vor Schluss führte der FREC mit einem Tor Vorsprung — und dann schlug Andreas Blanks Stunde. 20 Sekunden vor dem Ende beförderte die Rüsselsheimer Nummer 14 den Puck zum 3:3-Ausgleich in die Maschen. Im anschließenden Penalty-Schießen erwiesen sich die RRSC-Spieler als treffsicherer. Den entscheidenden Penalty versenkte Bielski. Nicht irgendwie versteht sich. Die lebende Royals-Legende täuschte links an, legte sich den Puck nach hinten zwischen die Beine und bugsierte das Spielgerät durch die Hosenträger des Frankfurter Schlussmanns ins Netz. Damit sicherte er seinem Team den Sieg und bescherte dem RRSC ganz nebenbei noch einen versöhnlichen Saison-Abschluss. Am Ende sprang der dritte Platz für die Royals heraus.

 

Der silberne Pokal, den die Mannschaft vor fast zwanzig Jahren überreicht bekam, steht noch heute im Vereinsheim. Erst neulich zeigte Swoboda seinem Teamkollegen Julian Burghardt die Trophähe. »Schau mal Julian, damals bin ich schon dabei gewesen«, meinte Swoboda und erntete einen amüsierten Blick. »Stefan, da war ich ein Jahr alt», sagte der Jungspund mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt weiß man, dass der sportliche Ruhestand bevorsteht. :-)

 

Kader Rüsselsheim Royals 1997

 

Tor: Mark Waldecker, Sascha Christ

Verteidigung: Timo Hundhammer, Manfred Schüßler, Michael Schwabe, Andreas Blank, Ingo Krummeck, Dennis Zimmermann

Sturm: Mario Viggiani, Florian Kirch, Krzysztof Bielski, Daniel Wudtke, Sven Pries, Peter Klumpen, Björn Henning, Stefan Swoboda, Sebastian Uentz, Andre Eberle, Thomas Kraus, Patrick Birkicht

 


Bilder aus dem Jahr 1997


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Kommentare: 1
  • #1

    Peter Klumpen alias BERT (Mittwoch, 28 Juni 2023 10:45)

    Jungs....war einfach nur eine geile Zeit...hoffe Euch allen geht es gut....
    Die alten Männer sollten sich mal wieder treffen....

    Grüße Bert