Von Stefan Swoboda
Jubelnde Rüsselsheimer in der Mannheimer Inlinehockeyhalle: Die Jungs vom Sommerdamm waren am finalen Play-Off-Tag in der Bezirksliga Baden Württemberg nicht zu stoppen und angelten sich den begehrten Meistertitel. Elf Jahre nach dem letzten Royals-Triumph holt ein Rüsselsheimer Team damit die nächste Meisterschaft nach Südhessen — und das sogar in ihrer Premieren-Spielzeit. Ein Spaziergang war der Finaltag aber keineswegs. Die gegnerischen Teams lieferten den Sundowners ordentlich Paroli und machten dem frischgebackenen Titelträger das Leben mehr als schwer.
Im Halbfinale mussten sich die Opelstädter in ihrer ersten Partie des Tages gehörig strecken, um den Nordheim Piranhas die Zähne zu ziehen. Nach einem Doppelschlag in der Anfangsphase, Maik Harzer präsentierte sich als zielsicherer Schütze und hatte für die Schwarmfische doppelt getroffen, lief der RRSC zunächst einmal einem Rückstand hinterher. Die eine oder andere Strafzeit, die man in der Folgezeit zog, sorgte zudem für ein flatterhaftes Nervenkostüm. »Wir waren zu Beginn schon ein bisschen nervös. Außerdem dauerte es auch eine Weile, bis wir uns an den Untergrund und die abprallfreudige Bande gewöhnt hatten«, ließ sich Verteidiger-Legende Hendrik Fichtner im Gespräch mit der Presseabteilung nach der Partie zitieren. Mit zunehmender Spielzeit wurden die Sundowners allerdings immer gefährlicher und kamen dann rund vier Minuten vor der Halbzeitpause zum Anschlusstreffer. Kapitän Janik Schwedler, in Rüsselsheim auch als Mann für die wichtigen Tore bekannt, erzielte auf Zuspiel von Andreas Vey das 1:2 und brachte sein Team damit zurück ins Spiel. Aus psychologischer Sicht war es natürlich eine tolle Sache, noch vor dem Pausentee ein Ausrufezeichen zu setzen.
Hutcheson on fire
Auch nach dem Wiederanpfiff präsentierte sich Schwedler in Torlaune. In der 24. Spielminute versenkte er die Scheibe erneut in den Maschen, womit die Partie praktisch von vorne begann. Als Stürmer Kevin Hutcheson exakt zwölf Sekunden später sehenswert der Führungstreffer gelang, war die Partie gedreht. »Ich habe die Scheibe bekommen, bin dann durchgestartet, habe den Puck durch die Beine eines Verteidigers gespielt und oben rechts in die Ecke geschossen. Davon werde ich noch meinen Enkelkindern erzählen«, sagte der Stürmer später und hatte dabei ein Grinsen im Gesicht.
Die Piranhas gaben jedoch nicht auf und schlugen ihrerseits zurück: In Unterzahl gelang Benjamin Egen der Ausgleichstreffer. Danach gab es auf beiden Seiten einige Strafzeiten zu überstehen, beide Teams konnten die sich ihnen bietenden Chancen jedoch in Zählbares ummünzen. Mit jeder Minute, die auf der Anzeigetafel herunterlief, wurde es natürlich spannender. Einer blieb jedoch cool und lauerte auf seine Chance, die sich in der 35. Spielminute endlich bieten sollte. Die Rede ist von Sundowners-Stürmer Hutcheson, der nach Niels Rösslers Zuspiel erneut erfolgreich war und sein Team mit 4:3 in Front brachte. Hutcheson on fire, trug sich mancher Scout im Anschluss in seinen Spielerbewertungsbogen ein.
Als Basti Heidt rund zwei Minuten später das 5:3 markierte, war der Drops endgültig gelutscht. Spannung kam danach nicht mehr auf. Einzig für die Zeitnehmer stand noch Arbeit an, da das Nordheimer Team bis zur Schlusssirene noch die eine oder andere Strafzeit aufgebrummt bekam. Kurze Zeit später war Schluss. Mit dem Sieg gegen Nordheim ergatterten die Sundowners das Ticket für den Einzug ins Halbfinale. Besonders dürfte sich Kevin Hutcheson gefreut haben, der seinen ersten Doppelpack in Diensten des RRSC bejubeln durfte. Sein zweites Tor wird in der Statistik als Game-Winning-Goal geführt. Darüber freuen sich Inlinehockeycracks natürlich ganz besonders. Zum Spieler der Partie wurde der Rüsselsheimer Schwedler gewählt, dessen doppelter Torerfolg für den weiteren Spielverlauf eminent wichtig gewesen ist.
Showdown am späten Nachmittag
Danach trafen die Huskies Schwetzingen im zweiten Halbfinale auf die Fastbreakers Winnenden. In diesem Spiel setzten sich die Fastbreaker mit 5:2 gegen die Schlittenhunde durch und folgten den Sundowners ins Finale. Damit war alles für den finalen Showdown um die Meisterschaft vorbereitet, die gegen 17.30 Uhr angepfiffen wurde. Die Devise war einfach. Es galt, noch einmal alles rauszuhauen, um auch den letzten Gegner, der sich unserem Team in den Weg stellte, im Hockeysommer 2024 in die Schranken zu weisen. Die Spannung war jedenfalls kaum noch zu übertreffen, was sowohl für die Spieler, als auch für die Fans und Freunde des Vereins zuhause am Liveticker galt.
In der ersten Halbzeit erspielten sich die Fastbreaker zunächst ein chancentechnisches Übergewicht, jedoch gelang es ihnen nicht, Sundowners-Goalie Christian Heuzeroth zu überwinden. Der erfahrene Torhüter erwies sich wieder einmal als nervenstarker Rückhalt. Eine gute Viertelstunde sollte vergehen, bis es den ersten Treffer im Finale zu bestaunen geben sollte. Aus Rüsselsheimer Sicht fiel das Tor glücklicherweise auf der richtigen Seite. Sebastian Storm brachte sein Team in der 16. Spielminute in Front, doch die Fastbreaker ließen sich davon nicht beeindrucken und antworteten rund drei Minuten später. Christian Jurk trug sich in die Torschützenliste ein. Nur wenige Sekunden vor der Halbzeitpause gab es den nächsten Treffer zu bejubeln. Holger Steuerwald, Schwedler und Andreas Vey lieferten die Vorarbeit ab, versenkte die Scheibe im Winnender Kasten, wodurch sich der RRSC mit einer knappen Führung in die Pause verabschiedete und damit den Gegner noch vor dem Beginn des zweiten Durchgangs gehörig unter Druck setzte.
Auch im zweiten Abschnitt blieben Tore zunächst Mangelware. Zwar gab es auf beiden Seiten die eine oder andere Chance, vom Glück verfolgt waren die Stürmer in dieser Phase jedoch nicht. Rund zehn Minuten zogen in der zweiten Halbzeit ins Land, bis es zum nächsten Mal klingelte. Sebastian Storm stand in der 31. Spielminute wieder einmal goldrichtig und schraubte den Rüsselsheimer Vorsprung auf 3:1 in die Höhe. Die Assists bekamen Hendrik Fichtner und Benjamin Groß gutgeschrieben. Damit hatten die Sundowners bereits eine Hand am Titel.
Mit jeder Minute, die nun verging, steigerte sich auf der südhessischen Spielerbank die Vorfreude auf den großen und Spannung erwarteten Augenblick. Winnenden mühte sich zwar, zu weiteren Toren zu kommen, doch die Rüsselsheimer Defensive verurteilte sämtliche Angriffsversuche zum Scheitern - und dann, unter dem Jubel der Sundowners-Cracks, erzielte Andreas Vey rund dreißig Sekunden vor dem Ende das 4:1 per Empty Net. Kurz darauf ertönte endlich die Schlusssirene, die unser Team endgültig und offiziell zum Meister machte. Der Rest war ein Rüsselsheimer Jubelchor, Umarmungen und Freudentänze, verbunden mit der Gewissheit, einen tollen Erfolg eingefahren zu haben. Hockeyherz was willst du mehr. Spieler der Partie gegen Winnenden wurde Christian Heuzeroth. Der Goalie lieferte eine bärenstarke Leistung ab. Wenig später ging die Sonne farbenprächtig unter, während hunderte Sittiche, das Wappentier der Sundowners, am Sommerdamm ihr lautstarkes Abend-Konzert anstimmten, um diesen wunderschönen Tag zu verabschieden. Hockeplatz-Romantik.
Am Rande der Bande
Für Hendrik Fichtner, der seine beiden letzten Pflichtspiele für den RRSC absolvierte und zukünftig nur noch im Training mit von der Partie sein wird, ist dieser Augenblick natürlich etwas ganz Besonderes. Selbstredend wurde er nach der Schlusssirene von seinen Teamkollegen gefeiert und gebührend verabschiedet, standesgemäß mit einem Titel in der Hand. Damit war es ein perfektes und wohlverdientes Finale für die legendäre Nummer 56 des Rüsselsheimer Roll- und Schlittschuh-Clubs. Schöner kann man es sich nicht erträumen. Ehre, wem Ehre gebührt. Hollywood lässt grüßen.
Sundowners sagen Danke!
Schlussendlich möchten wir noch ein paar Grüße loswerden: Wir bedanken uns bei allen Gegnern für eine faire Saison. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die Schiedsrichter, ohne die ein organisierter Wettbewerb nicht möglich wäre. Abschließend grüßen wir Ligaleiter Ludwig Lerch, dem wir für seine gute und stets verlässliche Arbeit und Organisation danken möchten. Es hat uns großen Spaß gemacht, in der Bezirksliga Baden Württemberg mit von der Partie sein zu dürfen.
Statistik
Das sind die Meister von Mannheim
Jim Birk, Christian Heuzeroth, Patrick Fünkner, Hendrik Fichtner, Sebastian Storm, Niels Rössler, Benjamin Groß, Holger Steuerwald, Andreas Vey, Basti Heidt, Kevin Hutcheson, Janik Schwedler
Alle Ergebnisse im Überblick
Halbfinale
Sommerdamm Sundowners vs. Nordheim Piranhas 5:3
Tore Rüsselsheim: Hutcheson, Schwedler (je 2), Heidt
Finale
Sommerdamm Sundowners vs. Fastbreakers Winnenden 4:1
Tore Rüsselsheim: Storm (2), Steuerwald, Andreas Vey
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