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Grimminger: »Wir waren immer gerne zusammen auf der Bahn«

Volker Grimminger, Jahrgang 1964, war rund dreißig Jahre lang Mitglied im Rüsselsheimer Roll- und Schlittschuhclub. Unser Pressevertreter Stefan Swoboda hat sich mit ihm getroffen und mit ihm die vielen Jahre Revue passieren lassen, in denen er in unserem Verein aktiv gewesen ist.

 

Hallo Volker,

 

zunächst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst.

 

Volker: Moin Stefan, mach ich gern, der RRSC war ja über dreißig Jahre lang mein ständiger Begleiter.

Volker und seine Schwester Gerhild auf der Rollschuhbahn. Foto: Privat
Volker und seine Schwester Gerhild auf der Rollschuhbahn. Foto: Privat

Du warst von 1967 bis 1999 Vereinsmitglied beim RRSC. In welchen Sparten bist du aktiv gewesen?

 

Volker: Von 1967 bis 1974 im Rollkunstlauf.  Als ich mir dann am letzten Schultag vor den Sommerferien bei einem Sturz den linken Arm gebrochen habe und die ganzen Ferien mit einem Gips bis zum Oberarm verbringen musste, habe ich aufgehört. Danach war ich nur noch auf der Bahn, weil meine Oma jeden Tag für die trainierenden Kindern die Kürmusik aufgelegt hat. Rollschuhe hab ich nur noch sporadisch angezogen. Dann habe ich kurzfristig ein wenig Rollhockey gespielt. Das ging von 76-77. Ab 1978 wurde dann die Stockschießabteilung wieder belebt.

 

Die Familie Grimminger hat sich gemeinsam viele Jahre lang beim RRSC engagiert. Welche Gebiete habt ihr abgedeckt?

 

Volker: Meine Eltern waren Gründungsmitglieder, mein Vater hat im Verein das Stockschießen betrieben und wie alle anderen Mitglieder die Bahn in Ordnung gehalten, Pflichtbogen und Schlingen eingezeichnet. Meine Mutter hat teilweise mit Heinz Knopp zusammen die Kleinsten, unsere »Häschen«, betreut und ab den späten 60er Jahren eine Frauen-Gymnastikgruppe ins Leben gerufen und bis in die späten 80er Jahre geleitet. Meine Schwester war aktive Rollkunstläuferin, wesentlich begabter als ich, hat an vielen Meisterschaften teilgenommen, tolle Tänze für die Kleinen einstudiert. Meine Oma, Maria Kunze, war die erste D-Jane. Sie war jeden Nachmittag auf der Bahn und hat Musik für die Kinder aufgelegt. Sie war die gute Seele im Verein. Die Kinder haben sie jeden Tag zu Hause abgeholt. Natürlich hatte sie in ihrer Handtasche auch immer Bonbons.

 

Erinnerungen an exzellente Läufer

 

Der Rollkunstlauf unseres Clubs hatte seine Hochzeiten während der Jahre deiner Mitgliedschaft. Was kommt dir in den Sinn, wenn du an diese Sparte zurückdenkst?

 

Volker: Der beste Läufer des RRSC war Bernd Jilka. Er war in den 80er Jahren aktiv, Teilnehmer Hessischer und Deutscher Meisterschaften. Auch unser späteres Vorstandsmitglied, Karl-Heinz Groß war ein herausragender Sportler. Er hat nach seiner aktiven Zeit auch lange als Kampfrichter und Trainer fungiert. Auch Tanja Krause war in dieser Zeit erfolgreich. In früheren Jahren gab es auch schon klasse Läuferinnen und Läufer, bespielsweise Uta & Dieter Maiwald, die Geschwister Hauff, die Geschwister Köhler und auch wie schon gesagt meine Schwester Gerhild. An weitere Namen aus der „Steinzeit“ kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Auch waren in den späten 60er Jahre einige Schnellläufer erfolgreich. Danach in den 90er Jahren war die eigentliche Hochzeit, nicht so sehr im erfolgreichen Sinn, aber in der Mitgliederanzahl, die damals bei über 140 lag. Es kamen sehr viele Kinder zum Rollkunstlauf, es war jeden Tag für Betreuung gesorgt, es lief Musik und unser damaliger Obmann Michael Eisenmann hat sehr viel für die Kinder gemacht, Rollschuhe repariert und besorgt, Ausflüge organisiert und veranstaltet, beispielsweise nach Bochum zu Starlight Express usw...

 

Nach deiner aktiven Zeit als Rollkunstläufer bist du mit den RRSC-Stockschützen aktiv gewesen. Was habt ihr da erlebt, an welchen Wettkämpfen habt ihr teilgenommen, wie viele Aktive wart ihr?

 

Volker: Am Anfang waren wir circa zehn Stockschützen, es gingen und kamen in den Anfangsjahren Leute. Dann hatten wir bis Mitte der 80er circa zwanzig Aktive, davon sogar ein relativ erfolgreiches Damenteam, auch viele Jugendliche waren dabei. Aber wie es eben so bei Jugendlichen ist, erste Freundinnen und Freunde, zweimal Training die Woche und am Wochenende noch ein Turnier – und weg. Dennoch hatten wir auch noch zwei Herrenteams. Man kann es kaum glauben, aber damals gab es im Raum FFM/Wbn/MTK insgesamt etwa 15 Vereine, die teilweise Freundschaftsturniere ausgerichtet haben, an denen wir als Neulinge gern gesehen waren – zunächst aber als Punktelieferant! Später waren wir dann besser und konnten uns mit zwei Herrenteams in der Oberliga fest spielen. Leider war uns ein Aufstieg in die Bundesliga vergönnt. Aber wir hatte immer viel Spaß bei der Sache. Ein Turnier hat immer herausgestochen – der Possmann Pokal von Eintracht Frankfurt. Dieser wurde vom Apfelweinhersteller gesponsert. Da gab es Apfelwein für alle Teilnehmer umsonst. Viele bayerische Mannschaften nahmen deswegen daran teil und wenn man nur Helles gewöhnt ist, dann kannst du dir vorstellen, wie bei den Jungs der Apfelwein gewirkt hat. Viele nette Bekanntschaften durchs ganze Bundesgebiet hat das geschaffen und natürlich auch Einladungen zu Turnieren. Auch habe ich durchs Stockschießen meine Frau kennengelernt.

 

Kannst du uns das Vereinsleben von damals beschreiben?

 

Volker: Das war im Großen und Ganzen sehr harmonisch. Natürlich gab es hier und da andere Ansichten über die Trainingsgestaltung, aber nichts Gravierendes, was man nicht am Nachmittag mit den Rollschuhmüttern bei Kaffee und Kuchen bewältigen konnte. Aber Kaffee und Kuchen gab es eh immer. Wir waren eben immer gerne zusammen auf der Bahn.

 

In den 1990er Jahren warst du Erster Vorsitzender des Clubs. Was waren die interessantesten Aufgaben, die du dabei zu bewältigen hattest?

Volker: Wir! Es gab immer nur das »Wir«. Der Vorstand hat immer auf das »Zusammen« Wert gelegt. Deshalb haben wir auch die Vorstandssitzungen öffentlich abgehalten. Da konnten alle Beteiligten, Kinder als auch Erwachsene, kommen, Vorschläge machen, meckern, loben usw. Die schwerste Aufgabe war es, die Rollschuhbahn zu erhalten. Die war schwer sanierungsbedürftig und zu dieser Zeit bei der Stadt völlig in Vergessenheit geraten. Allerdings war das Gelände für die Stadt interessant. Da waren schon Pläne in der Schublade, die Bahn abzureißen und Tennisplätze zu bauen. Ein schönes Clubhaus stand ja schon da. Nach einigen guten Gesprächen mit dem damaligen Sportamtsleiter Dieter Nachtigall, der auch unserer Einladung zur Besichtigung des Betriebes auf der Bahn Folge geleistet hat, wurden die Tennisplätze ad Acta gelegt. Dann ging es um die Sanierung der Bahn. Das hat sich aber auch hingezogen. Die erste Firma hat zwar angefangen, ist dann aber Pleite gegangen, das zweite Unternehmen musste den Pfusch erstmal wieder beseitigen und dann von vorne anfangen. Auch musste die Flutlichtanlage getauscht werden, denn die alten Holzmasten waren durchgefault. Wir haben die Gemeinnützigkeit erlangt und den Verein auf finanziell sichere Füße gestellt. Wir haben Leihrollschuhe angeschafft, um jedem Kind, auch Nichtvereinsmitgliedern, die Möglichkeit zu geben, mit richtigen Rollschuhen zu laufen. Dann natürlich die Frage an die ersten Skatehockeyspieler, die auf die Bahn kamen, ob sie sich vorstellen können, in den Verein einzutreten. Spartengründung eingeschlossen.

 

Rund dreißig Jahre sind eine lange Zeit im Vereinsleben. An was denkst du zuerst, wenn du dich an deine Mitgliedschaft beim RRSC zurückerinnerst?

 

Volker: An meine Eltern und meine Oma, die mich mit drei Jahren auf die Rollschuhe gestellt haben und an den Spaß, den ich dabei hatte, auch wenn meine Schwester und die anderen Großen mich gerne gefoppt haben.

 

60 Jahre RRSC, das ist schon ein richtiger Meilenstein. Hättest du dir vorstellen können, dass der Verein so lange besteht? Wie beurteilst du die Entwicklung des Vereins?

 

Volker: Nach der negativen Entwicklung der Rollkunstlaufsparte in den späten 90ern und dem Weggang der Stockschützen zu anderen Vereinen hätte ich nicht gedacht, dass es den RRSC heute noch gibt. Ich bin aber sehr erfreut darüber, auch darüber, was ihr aus dem Verein wieder gemacht habt. Das Vereinsheim sieht fantastisch aus. Und genug Mitglieder gibt es auch wieder. Alle Achtung.

 

Was ist dein unvergesslicher RRSC-Moment?

 

Volker:  Da gibt’s mehrere: Als ich mir den Arm bei einem Sturz gebrochen habe. Das erste große Stockschießturnier, die Anroll- und Abrollveranstaltungen der Rollschuhläufer und die einmalig veranstaltete Rollschuhdisco für alle an einem Freitag-Abend. Die Parties im Keller.

 

Unverhofft Vorsitzender

 

Mit welcher Clubgeschichte würdest du versuchen, ein heutiges Mitglied zum Lachen zu bringen? Welche Anekdote aus der Vergangenheit darf heute auf keinen Fall fehlen, wenn man an die alten RRSC-Zeiten spricht?

 

Volker: Bei der Jahreshauptversammlung 1987 musste ich während der Neuwahl des Vorstandes mal aufs Klo, hatte ja eh keine Ambitionen in den Vorstand zu gehen. Als ich wieder kam, sagte ein Stockschießkollege: Sag mal ja. Ich Depp habe mir ja nichts dabei gedacht und ohne das Hirn einzuschalten ja gesagt, weil ich wohl dachte er würde einen ausgeben wollen. Plötzlich war ich erstmal 2. Vorsitzender.  Ein Doofer war gefunden. Und ausgeben musste ICH auch noch einen!

 

Lieber Volker, vielen herzlichen Dank für das tolle Interview und deinen jahrelangen Einsatz für den RRSC.

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Kommentare: 1
  • #1

    Gerhild Krichbaum (Grimminger) (Freitag, 10 September 2021 17:17)

    Ja, unverhofft kommt oft :-) Das Grinsen hat er heute noch im Gesicht.