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Benjamin Groß: «Bin froh, ein Teil der Geschichte zu sein»

Der Chef: Benjamin Groß legt sich für die Royals mächtig ins Zeug.
Der Chef: Benjamin Groß legt sich für die Royals mächtig ins Zeug.

Benjamin Groß ist Spieler und Erster Vorsitzender der Rüsselsheim Royals. Kurz gesagt: Er ist der Chef. Im Interview spricht er über die Vereinsrettung im letzten Jahr, die Qualität der aktuellen Truppe, die Überraschungen in der laufenden Spielzeit und eine gerade entdeckte Leidenschaft.

 

Hallo Benjamin,

 

Erster Vorsitzender, Feldspieler und Torhüter. Mittlerweile bist du bei den Royals omnipräsent. Wann werden wir dich bei einem Spiel als Schiedsrichter erleben?

 

Benjamin Groß: Erst, wenn es kein Bier mehr in Rüsselsheim gibt. Im Ernst: Schiedsrichter würde ich niemals machen wollen. Das ist nicht mein Ding.

 

Spaß beiseite. Beginnen wir mit einem ernsten Thema. Im Jahr 2015 standen die Royals aufgrund von Spielermangel kurz vor dem Aus. Wie schwierig war es für euch, den Verein zu retten und wer hat sich dabei besonders hervorgetan?

 

Benjamin Groß: Wir hatten Glück, dass alles optimal gelaufen ist. Die verbliebenen Jungs haben im vergangenen Jahr fest zusammengehalten und an Tim Bornhausen und mich geglaubt. Unsere Rettungsaktion führte uns während der Eishockey-Saison zu gefühlt jedem Hobby Turnier und diversen Spielen. Dort haben wir dann kräftig die Werbetrommel gerührt und schlussendlich genügend Leute überzeugen können, zukünftig in Rüsselsheim zu spielen. Damit konnten wir die Auflösung der Mannschaft verhindern. Teamwork ist eben alles.

 

Keimt ein bisschen Stolz in dir auf, wenn du heute mit den Jungs auf dem Platz stehst? Schließlich hast auch du dich mächtig ins Zeug gelegt, um den Inlinehockey-Standort Rüsselsheim zu erhalten.

 

Benjamin Groß: Stolz ist nicht das richtige Wort, dieses Gefühl habe ich nicht. Ich fand es einfach cool, bei der Sache mitgewirkt zu haben und jetzt ein Teil der ganzen Geschichte zu sein.

 

Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt wurdest?

 

Benjamin Groß: Naja, irgendwie fanden wir zunächst niemanden für diesen Job, und da ich unbedingt verhindern wollte, dass es mit dem Verein zu Ende geht, habe ich mich dann freiwillig gemeldet. Das heißt aber nicht, dass ich die Sache halbherzig mache. Wenn ich mich zu etwas entscheide, mache ich es richtig.

 

Zum Glück hat sich jetzt alles verändert. Aktuell seid ihr sehr erfolgreich in der Landesliga unterwegs. Was rechnest du dir für den weiteren Saisonverlauf aus? Ist die Meisterschaft nach sieben Liga-Siegen in Serie vielleicht sogar Pflicht, oder sollte man die Kirche besser im Dorf lassen und sich in Demut üben?

 

Benjamin Groß: Soweit denke ich bislang noch gar nicht. Prinzipiell ist für uns aber alles drin. Aber es hängt natürlich davon ab, wie die Mannschaft agiert. Zusammen kann man alles schaffen. Der Wille muss jedoch vorhanden sein.

 

Sieben Siege in Folge in der Liga. Das klingt nicht schlecht. Und doch die Frage: Wo gibt es innerhalb der Mannschaft noch Luft nach oben?

 

Benjamin Groß: Luft nach oben ist immer vorhanden. Aber das hängt von jedem Spieler selbst ab. Die Frage ist einfach, ob die Leute bereit dazu sind, an das persönliche Limit zu gehen.

 

Die HRIV-Landesliga wird in einem Turniermodus ausgetragen. Zwischen den Pflichtspielen liegen immer mehrere Wochen Pause. Ist das eine gute Sache, oder würdest du einen wöchentlichen Spiel-Rhythmus bevorzugen?

 

Benjamin Groß: Ich finde es gut, dass zwischen den Spielen längere Pausen liegen. Damit bleibt mir auch viel Zeit für meine (andere) Familie.

 

Teisler und Burghardt sind die Überraschungen des Jahres

 

Wie stark schätzt du den aktuellen Royals-Jahrgang ein? Welche Spieler haben dich 2016 mit ihrer Leistung überrascht?

 

Benjamin Groß: Die Rüsselsheim Royals haben schon seit vielen Jahren eine starke und gefürchtete Mannschaft. Das ist auch 2016 der Fall. Meiner Meinung sticht in diesem Jahr besonders Lutz Teisler heraus. Er weiß einfach, wo er zu stehen hat und wie er seine Körpergröße zu seinem Vorteil nutzen kann. Zudem erkennt er die Schwächen der gegnerischen Keeper und nutzt diese eiskalt aus. Erwähnen möchte ich auch unseren Rookie Julian Burghardt. Er hat erst dieses Jahr angefangen und ist schon jetzt mit Leib und Seele dabei. Einige Jungs, die schon länger spielen, hat er leistungstechnisch bereits überholt. Grundsätzlich muss ich aber der gesamten Mannschaft ein Lob aussprechen. Es hat mich schon überrascht, wie schnell die Jungs zu einer festen Einheit zusammengewachsen sind. Bei jedem Spieler erkennt man die Liebe zum Inlinehockey.

 

Du selbst hast ja auch für eine Überraschung gesorgt. Seit einigen Monaten besitzt du eine Torwart-Ausrüstung und stellst dich in den Kasten, wenn nicht genügend Keeper am Start sind. Wie schwierig ist es, sich als Feldspieler auf dieser unbekannten Position zurechtzufinden?

 

Benjamin Groß: Die Umstellung fällt mir recht leicht, muss ich sagen. Es kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich früher auch als Handball-Torhüter aktiv war.

 

Im Ligaalltag ackerst du in der RRSC-Offensive. Bist du mit deiner bisherigen Saisonleistung zufrieden?

 

Benjamin Groß: Eigentlich bin ich schon zufrieden. Aber egal, wie gut es läuft, grundsätzlich geht immer ein bisschen mehr.

 

Schon mit 17 ein «Königlicher»

 

Kaum jemand weiß, dass du schon als Jungspund ins Royals-Trikot geschlüpft bist. Wann hast du deine erste Saison absolviert und welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?

 

Benjamin Groß: Das stimmt. Ich habe mit 17 Jahren schon einmal das königliche Trikot übergezogen. Das müsste so um das Jahr 2003 gewesen sein. Glorreiche Momente sind mir da nicht in Erinnerung geblieben. In mein Gedächtnis haben sich die Namen Krzysztof Bielski und Mario Viggiani eingebrannt.

 

Schaut man in deinen Spielersteckbrief, findet man einige interessante Vereine, für die du bereits aufgelaufen bist. Sogar in Übersee bist du bereits aktiv gewesen. Wie hat es dich in die Detroit Lakeland Hockey School verschlagen?

 

Benjamin Groß: Meine Familie musste damals beruflich nach Amerika. Ich habe dann von meinem dritten bis zum sechsten Lebensjahr in Detroit gelebt und bei besagter Truppe begonnen, Eishockey zu spielen.

 

Lassen wir es im letzten Teil des Interviews ein wenig seichter angehen. Wie würdest du einer Person, die noch nie am Sommerdamm gewesen ist, die Rüsselsheim Royals beschreiben? Mit welchen Argumenten würdest du einen potenziellen Neuzugang zu ködern versuchen?

 

Benjamin Groß: Die Rüsselsheim Royals sind einfach eine wilde Truppe, in der sich viele Persönlichkeiten tummeln. Das ganze Team agiert wie eine große Familie. Jeder spielt aus dem gleichen Grund Hockey. Die Jungs wollen einfach gemeinsam Spaß haben. Das ist meiner Meinung nach auch das Wichtigste.

 

Warum hast du eigentlich den Spitznamen Mr. Franklin?

 

Benjamin Groß: Diesen Namen hat mir mein bester Kumpel verpasst. Da ich von Beruf Elektro-Meister bin und mit Vornamen Benjamin heiße, war der Weg zu Benjamin Franklin nicht mehr weit.

 

Spaß ist Trumpf

 

In Rüsselsheim geht es eigentlich recht locker zu. Wer ist der größte Spaßvogel innerhalb der Truppe?

 

Benjamin Groß: Puh, eigentlich sind wir ja alle Spaßvögel (lacht). Jeder reißt mal einen Scherz. Das macht großen Spaß. Das ist wie bereits erwähnt auch eine der wichtigsten Eigenschaften unserer Mannschaft.

 

Welche Dinge regen dich auf dem Spielfeld auf? Was ist für deine Hockey-Seele unerträglich?

 

Benjamin Groß: Ich kann mich richtig darüber aufregen, wenn ein Schiedsrichter ein Spiel verpfeift oder Strafen ausruft, die nicht gerechtfertigt sind.

 

Stelle dir folgendes Szenario vor: Ein milliardenschwerer Investor aus Fernost kommt an den Sommerdamm spaziert und bietet an, dem RRSC diverse Hockey-Träume zu erfüllen. Geld spielt dabei keine Rolle. Welche Projekte würdest du sofort in Angriff nehmen?

 

Benjamin Groß: Was liegt näher, als den Hockeyplatz auszubauen. Hier wird ja immer gerne vom Royals-Dome gesprochen. Also wird das Ding sofort in die Tat umgesetzt. So könnte man das gesamte Jahr in Rüsselsheim zocken.

 

Wenn du dir drei Spieler aussuchen könntest, die mit dir in einer Reihe spielen sollen. Wen würdest du auswählen und warum hast du dich für ihn entschieden?

 

Benjamin Groß: Da würde ich mich für Hendrik Fichtner, Jan Balgar und Tim Bornhausen entscheiden. «Henne», der einfach eine tolle Übersicht hat, würde die Konstante in der Verteidigung bilden. An seiner Seite steht der körperbetont agierende Balgar, der über einen starken Schuss verfügt und richtig Biss hat. Im Sturm wirbelt Tim. Der ist einfach sehr anpassungsfähig und hat zudem noch die absolute Gesamtübersicht auf dem Spielfeld. Ehrlicherweise würde ich mich dann aber aus der Reihe streichen und Janik Schwedler in der Offensive aufstellen. Er harmoniert einfach super mit Tim.

 

Die letzte Frage: Was ist dein ultimatives Royals-Highlight?

 

Benjamin Groß: Es gibt schon einige Highlights. Die Hessenmeisterschaft 2013 ist bislang aber unerreicht.

 

Lieber Benjamin, vielen Dank für das Gespräch.

 

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